Klinker kaufen: Worauf sollte ich alles achten?
Wer ein Haus baut steht am Ende vor der Frage: Verputzen oder Klinker? Der Klinkerstein ist meist die gefälligere Variante und erfreut durch langjährige Pflegefreiheit im Verbund mit solider Optik. Darum ist der Klinker auch nicht billig. Wer sich für die edle Hausverkleidung entscheidet, sollte auf einige Punkte achten, um viele Jahre Freude am Klinker zu behalten.
Klassischer rot-schwarzer Klinker
1. Klinker Zusammensetzung
Verblendstein ist der Obergebriff für alles, was als Vormauerstein dient. Der Klinker ist eine Unterart. Unter dem Begriff Klinker sind alle Ziegelsteine zu verstehen, die unter hohen Temperaturen gebrannt wurden, so dass die Poren des Steines verschlossen sind. Darum wurden Klinker früher auch als Hartbrandziegel bezeichnet.
Sie bestehen aus Schamotten, Feldspäten und weiß- oder rotbrennenden Tonmineralen. Unterschiedliche Zuschläge sorgen für die Farb- und Formvielfalt.
1.1. Die Herstellung von Klinkern
Klinker können in unterschiedlichen Mustern verbaut werden
2. Klinker-Sorten
Typische Klinkersorten sind:
- Torfbrandklinker (grünstichig)
- Greppiner Klinker (gelblich)
- Münsterländer Kohlebrand (typisch für Industriebauten der letzten 2 Jahrhunderte)
2.1. Backstein aus dem Mittelalter
Der Vorläufer und nicht ganz so haltbare Bruder des Klinkers ist der sogenannte Backstein. Einfache Backsteine aus Lehm können bei 900 °C in Ziegeleien gebrannt („gebacken“) werden. Backsteine sind darum mechanisch nicht sehr stabil und offenporig. Dadurch nehmen sie leicht Wasser auf und werden üblicherweise verputzt, um die Wetterbeständigkeit zu verbessern.
Grob und urig. Einen Überblick über weitere Klinkerformate findet sich bei Elbau.
3. Klinker Vorteile
- In vielen Farben und Formen erhältlich.
- Regulieren Feuchtigkeit (nehmen diese auf und geben sie bei Witterungswechsel wieder ab).
- Klinker können vielseitig verwendet werden: Als Mauerwerk, Straßenbelag, Verblender.
- Klinker sind wetterbeständig und frostbeständig.
- Klinker sind langlebig.
- Klinker besitzen nur einen geringen Pflegebedarf.
4. Klinker Nachteile
- Klinker dämmen die Wärme verhältnismäßig schlecht.
- Klinker sind recht teuer.
4.1. Klinker vermauern
5. Auf diese Punkte sollten Sie zusätzlich beim Kaufen achten
- Hochlochklinker sind bei höheren Temperaturen gebrannt. Sie besitzen dadurch eine höhere Druckfestigkeit. Die Wasseraufnahme ist verringert und damit tendenziell die Frostbeständigkeit erhöht.
- Klinker sind in Deutschland nach DIN 105 genormt. Man unterscheidet Vollklinker (KMz) mit einer Dichte von 2,0 kg/dm³ bis 2,2 kg/dm³ und Hochlochklinker (KHLz) mit einer Dichte von 1,6 kg/dm³ bis 1,8 kg/dm³.
- Wenn Sie Klinker online kaufen wollen: Lassen Sie sich vorab Musterklinker zusenden. So können Sie die Optik und die Qualität genauer einschätzen.
Klassisch rot
6. Formate der Klinkersteine
Die Formate der Klinkersteine sind ebenfalls genormt: DIN 1053 „Mauerwerk“. Das Normalformat hat eine Länge von 240 mm, eine Breite von 115 mm und eine Höhe von 71 mm. 48 Steine sind nötig, um einen Quadratmeter zu verklinkern.
Es gibt weitere genormte Formate:
- Dünnformat
- Lang-Dünnformat
- Waalformat
- Hamburger Format
- Oldenburger Format
- Kehdinger Backstein
- Klosterformat
- Altes Reichsformat
Tipp: Wechseln Sie nicht die Klinkerformate bei einem Haus. Das wird unruhig wirken. Es sei denn, Sie wissen genau, was Sie tun.
Mit eingebautem farblich abgesetzem Muster
7. Schnäppchen-Tipps
Billige Klinker beginnen bei rund 15 Euro pro Quadratmeter. Hohe Qualität kostet um die 50 Euro / m2, aber man kann auch über 100 Euro pro m2 ausgeben.
- Im Handel und bei Baustoff-Großhändlern finden sich oftmals Restposten zum Schnäppchenpreis. Dies ist vor allem bei kleineren Flächen interessant.
- Klinker können problemlos gebraucht gekauft werden. Die Steine sind so solide, dass diese mehrfach genutzt werden können. Eventuelle müssen diese händisch vom Mörtel befreit werden. Dafür ist der gebrauchte Klinker sehr günstig.
- Bei alten Bauernhäusern war es früher nicht unüblich, einmal bei allen Klinkern die Innenseite (noch gut erhalten) nach außen zu drehen und diese dann neu zu vermauern und zu verfugen. Das hat natürlich Zeit gekostet, war aber unschlagbar günstig.
Wo kaufen Sie Ihre Klinker?
Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓
Die bisherigen Stimmen:
Baustoffhändler / Baustoffzentrum | 10 Stimmen |
Direkt beim Hersteller | 6 Stimmen |
Baumarkt vor Ort | 3 Stimmen |
Online-Baumarkt | 3 Stimmen |
Ich kaufe Restposten | 3 Stimmen |
Ich kaufe gebrauchte Klinker | 2 Stimmen |
Eine bunte Variante
8. Klinker oder Putz?
Putz ist günstig, Klinker nachhaltig. Zudem muss Klinker nicht ausgebessert oder gestrichen werden. Wer es sich leisten kann und wem die Klinker-Optik mehr zusagt als die von verputzen Wänden, der wähle Klinker.
Heutzutage mag man die "verschlemmte" Optik
9. Nachhaltigkeit von Klinkern
Ein weiterer Vorteil: Klinker gelten als nachhaltiger Baustoff. Sie halten sehr lange, bestehen fast vollständig aus Naturprodukten und können nach der Nutzung wieder in den Naturkreislauf zurückgegeben werden. Das sind viele Nachhaltigkeits-Pluspunkte. Die endgültige ökologische Beurteilung hängt von den jeweiligen Produktionsbedingungen des Klinker-Herstellers ab (Nutzung von Ökostrom etc.).
10. 8 Tipps für die Klinkerfassade
Wenn Sie eine Klinkermauer als Fassade Ihre Hauses dem eigentlichen Mauerwerk voranstellen möchten (= Vormauerschale), sollten Sie unbedingt einige Punkte berücksichtigen:
- Steine aus einem Stall
Verwenden Sie nur Steine "aus einem Brand". So vermeiden Sie am ehesten größere Farbunterschiede in der fertigen Fassade. - Steine mischen
Sie können die einheitliche Anmutung der Fassade weiter fördern, wenn Sie die Klinker verschiedener Paletten untereinander mischen. - Bodenfrei lagern
Die Klinkersteine dürfen nicht auf dem Boden gelagert werden. Bodenkontakt bei der Lagerung ist eine der Hauptursachen für spätere Ausblühungen in der Klinkerfassade. Schützen Sie die Klinker auch vor Wasser und Schmutz. - Mörtel passend zum Klinker auswählen
Die Wasseraufnahme von Klinker und Mörtel muss aufeinander abgestimmt sein. Fragen Sie beim Klinkerverkäufer, besser noch dem Hersteller, welcher Mörtel verwendet werden kann. - Ausreichend Mörtel einkaufen
Ansonsten kann es beim Zukauf von anderem Mörtel zu Farbunterschieden in der Fuge kommen. - Vornässen
Klinker sollten wie bei einem Ziegel üblich vorgenässt werden. - Frische Klinkerfassade abdecken
Schützen Sie das neue Mauerwerk vor Regen und Sonne. So trocknet es in Ruhe aus und spätere Ausblühungen durch Regenwasser auf frischem Mauerwerk werden vermieden. - Mörtelreste mechanisch entfernen
Nehmen Sie zum Abkratzen von Mörtelresten auf der neuen Klinkerfassade nur mechanische Geräte wie Spachtel oder Wurzelbürste. Meiden Sie chemische Reinigungsmittel.