Balkonkraftwerk – was ist bei der fachgerechten Installation und Inbetriebnahme zu berücksichtigen?
Berlin gibt bei der zukünftigen Nutzung von Solarenergie Vollgas! Schon zu Beginn des Jahres 2023 wurde von der Ampel die Mehrwertsteuer auf alle Produkte und Dienstleistungen, die mit Photovoltaik (PV) in Verbindung stehen, erlassen. Die Vergünstigung kann rückwirkend für Anlagen, die 2022 installiert wurden, geltend gemacht werden.
Balkonkraftwerke profitieren von denneuen gesetzlichen Regelungen in 2024, weil sowohl die Anmeldung als auch die Installation erleichtert wurde. Was ist dabei alles zu beachten? Unser Artikel zeigt, was du bei der Installation eines Balkonkraftwerkes alles berücksichtigen musst und wie du genau vorgehen kannst.
1. Grundlagen zum Balkonkraftwerk
Was versteht man unter einem Balkonkraftwerk?
Unter einem Balkonkraftwerk wird eine Mini-PV-Anlage verstanden, die in der Regel aus zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter besteht.
Wo kann ein Balkonkraftwerk überall angebracht werden?
Dabei ist die Installation nicht auf das Balkongeländer begrenzt. Die Anlage kann vielmehr auch an der Hausfassade, auf dem Garagendach oder am Gartenzaun befestigt werden. Überdies liegt eine Platzierung im Garten oder auf der Veranda im Bereich des Möglichen. Mit einem Balkonkraftwerk können auch die vielen Millionen Bewohner und Bewohnerinnen von Miet- und Eigentumswohnungen ihre Stromrechnung senken und an der Energiewende teilnehmen.
Großer Aufwand?
Balkonkraftwerke werden steckerfertig geliefert und lassen sich ohne großen Aufwand installieren. Die Module produzieren aus der einfallenden Sonneneinstrahlung Gleichstrom. Der Wechselrichter wandelt diesen in gebräuchlichen Wechselstrom um, mit dem sich alle Elektrogeräte im Haushalt betreiben lassen.
2. Die aktuelle Gesetzeslage
Die Gesetzeslage zu Leistung und Anmeldepflicht
- Leistungsgrenze: In Deutschland dürfen Balkonkraftwerke seit dem 16. April 2024 maximal 800 Watt ins öffentliche Netz speisen; die Leistung eines Solarmoduls darf 2.000 Watt nicht übersteigen.
- Anmeldepflicht: Balkonkraftwerke müssen dank der Neuregelungen aus dem Solarpaket I seit Mitte Mai 2024 nur noch beim Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, gemeldet werden. Es müssen nur 5 Angaben gemacht werden. Hier der Link dorthin: www.marktstammdatenregister.de/MaStR. Die Bundesnetzagentur informiert den Netzbetreiber automatisch.
- Sicherheitsanforderungen: Die Anlagen müssen bestimmte Sicherheitsstandards erfüllen. Dazu gehört, dass der Wechselrichter für den Anschluss an das Niederspannungsnetz geeignet sein muss. Zudem sind Schutzvorrichtungen erforderlich, um Rückströme ins Netz zu verhindern.
- Ferrari-Zähler erlaubt: Vorübergehend sind auch die alten, rückwärts laufenden Zähler zulässig. Solange, bis der örtliche Messstellenbetreiber den Zähler ausgetauscht hat.
- Bald sollen Balkonkraftwerke auch offiziell an herkömmliche Schuko-Steckdosen eingesteckt werden dürfen, eine Wieland-Steckdose, die ein Elektriker installieren muss, ist dann nicht mehr nötig. Voraussichtlich Mitte 2024 soll eine darauf abzielende Produktnorm für Balkonkraftwerke bzw. Mini-Solaranlagen vorliegen, die das konkret festlegt.
- Einspeisevergütung: Für den eingespeisten Strom kann unter Umständen eine Einspeisevergütung beansprucht werden. Allerdings ist der administrative Aufwand im Vergleich zur geringen Strommenge, die von solchen Anlagen erzeugt wird, oft nicht gerechtfertigt.
- Rechte von Mietern und Eigentümern: Mietern und Wohnungseigentümern wurde ein Anspruch auf die Installation von Balkonkraftwerken eingeräumt. Eigentümergemeinschaften und Vermieter können diese Maßnahmen nicht mehr ohne triftigen Grund ablehnen. Zurzeit ist es noch so, dass Mieter eine schriftliche Zustimmung des Vermieters einholen müssen, bevor sie ein Balkonkraftwerk installieren.
- Man sollte seine Hausratversicherung und seine Haftpflichtversicherung über das Balkonkraftwerk informieren. In der Regel ist es auch bei Altverträgen mitversichert.
3. Balkonkraftwerk in wenigen Schritten in Betrieb nehmen
Wer sich zur Installation eines Balkonkraftwerks entschließt, kann sich an der im Folgenden angeführten Schritt-für-Schritt-Anleitung orientieren.
3.1. Planung der Installation
Vor der Bestellung eines Balkonkraftwerks sollte geprüft werden, ob eine geeignete Fläche von etwa 4 bis 6 Quadratmetern zur Verfügung steht, die mit ausreichend Sonneneinstrahlung daherkommt und keine Verschattungen aufweist. Der Wechselrichter sollte nicht mehr als die erlaubten 800 Watt Leistung mitbringen. Ansonsten greifen komplizierte Registrierungsverfahren und die Anlage muss zwingend von einem zertifizierten Fachbetrieb installiert werden.
Balkonkraftwerke gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Mit einem Kaufpreis zwischen 400 und 1.200 Euro ist zu rechnen. Im Schnitt kosten Mini-PV-Anlagen rund 600 Euro und amortisieren sich nach etwa 3-7 Jahren.
Welchen Stromertrag pro Jahr erbringt dein Balkonkraftwerk (circa)?
Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓
Die bisherigen Stimmen:
200 - 300 kWh pro Jahr | 3 Stimmen |
400 - 500 kWh pro Jahr | 3 Stimmen |
über 500 kWh pro Jahr | 3 Stimmen |
100 - 200 kWh pro Jahr | 2 Stimmen |
300 - 400 kWh pro Jahr | 2 Stimmen |
unter 100 kWh pro Jahr | 0 Stimmen |
3.2. Den besten Standort ermitteln
Bei einem Balkonkraftwerk entscheidet der richtige Standort über die Optimierung des Ertrags. Wenn nur ein Balkongeländer zur Verfügung steht, erübrigt sich die Suche nach dem besten Standort. Ansonsten sind die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:
- Hierzulande wird der beste Ertrag erzielt, wenn die Module nach Süden ausgerichtet sind. In Haushalten mit Verbrauchsspitzen am Morgen und am Nachmittag kann es sinnvoll sein, wenn ein Modul gen Westen und das andere gen Osten blickt.
- In den hiesigen Breitengraden wird die meiste Sonneneinstrahlung eingefangen, wenn sich die Module etwa 30° nach hinten neigen.
- Es ist darauf zu achten, dass Verschattungen von Hauswänden, Bäumen oder Satellitenschüsseln den Ertrag empfindlich einschränken.
- Es sollte eine Steckdose zur Einspeisung ins Hausnetz in der Nähe sein.
3.3. Kontakt mit dem Hauseigentümer aufnehmen
Es existiert im Prinzip keine ausdrückliche Pflicht, den Vermieter, die Vermieterin oder die Eigentümergemeinschaft über eine Installation zu informieren. Trotzdem ist eine Meldung zu empfehlen, um ein gutes Verhältnis mit den Eigentümern sowie den Nachbarn und Nachbarinnen zu erhalten. Vor allem dann, wenn das Balkonkraftwerk die Optik des Gebäudes entscheidend beeinflusst.
Obendrein kann ein Balkonkraftwerk bauliche Veränderungen mit sich bringen und die elektrische Gebäudeausrichtung abwandeln. Mit dem schriftlichen Einverständnis des Eigentümers ist man immer auf der sicheren Seite.
3.4. PV-Minianlage registrieren
Früher war es verpflichtend, die Anlage beim örtlichen Netzbetreiber zu registrieren und bei der Bundesnetzagentur anzumelden. Seit dem Inkrafttreten von Solarpaket 1 entfällt die Registrierungspflicht beim Versorger.
3.5. Installation durchführen
Ein Balkonkraftwerk wird komplett mit dem entsprechenden Befestigungssystem geliefert, welches der gewählte Standort benötigt. Bei der Installation selbst ist es von Vorteil, wenn diese von 2 Personen durchgeführt wird. Die folgenden Aspekte sollten dabei beachtet werden:
- Der Wechselrichter ist nach den Angaben des Herstellers zu montieren. Es ist darauf zu achten, dass er nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist und trocken bleibt.
- Der Stellrahmen ist so weit wie möglich gen Süden mit dem bestmöglichen Einfallswinkel auszurichten. Es ist darauf zu achten, den Aufsteller fest zu verankern, damit er auch bei Sturm seine Position behält. Danach werden die Module aufgeschraubt.
- Jetzt muss die Anlage nur noch mittels des mitgelieferten Kabels mit der nächsten Steckdose verbunden werden.
3.6. Funktionstüchtigkeit und Ertrag testen
Nach Fertigstellung der Installation kann mit einem herkömmlichen Messgerät kontrolliert werden, ob das Balkonkraftwerk funktioniert und Strom produziert. Am besten wird der Ertrag genutzt, wenn Stromverbraucher wie Waschmaschine, Spülmaschine oder Staubsauger tagsüber genutzt werden, wenn die Stromproduktion Spitzenwerte erreicht.
3.7. Video: Balkonkraftwerk auspacken und installieren
Die folgende Videoanleitung zeigt anschaulich, wie man ein Balkonkraftwerk selber installiert.
Länge: 18 Minuten
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4. Ist ein Speicher notwendig?
Wer auch nachts vom tagsüber produzierten Strom profitieren möchte, kann eine Anlage mit einem Speichersystem kaufen oder eine vorhandene Anlage um eine Batterie oder Powerstation erweitern. Die meisten Hersteller von Solarbatterien statten ihre Systeme mit einer Plug & Play-Verbindung aus, sodass der Speicher problemlos mit einer Mini-PV-Anlage verbunden werden kann, ohne einen Fachbetrieb zu beauftragen.
Allerdings sind Speichersysteme derzeit noch teuer, eine Aufrüstung kann ab rund 750 Euro vorgenommen werden. Es empfiehlt sich daher, den Kauf einer Batterie gut zu kalkulieren. Eine Genehmigung oder Anmeldung ist nicht erforderlich.
Balkonkraftwerk: Ersparnis, Amortisation
Die Menge an Watt, die ein Balkonkraftwerk im Durchschnitt pro Jahr erzeugt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Leistung der Solarmodule, der geografischen Lage, der Ausrichtung und der Anzahl der Sonnenstunden. Doch entscheidend ist am Ende, wie viel des erzeugten Stromes am Ende auch verbraucht werden kann.
Praxiserfahrung: Ein 800 Watt Balkonkraftwerk erzeugt in der Regel in Deutschland zwischen 600 und 800 kWh grünen Strom im Jahr, ein 600 Watt-Balkonkraftwerk zwiswchen 500 und 600 kWh pro Jahr. Diese Schätzung ist jedoch nur ein Richtwert und kann je nach den tatsächlichen Bedingungen variieren.
Wenn
- a) genügend Verbraucher in der Zeit des Sonnenertrages laufen oder
- b) ein Speicher überschüssigen Strom aufnimmt oder
- c) ein rückwärts laufender Zähler montiert ist,
kann der Ertrag des Balkonkraftwerks komplett selbst für den Stromminderverbraucht genutzt werden.
- Amortisationszeit: Die Amortisationszeit ist die Zeitspanne, in der die Einsparungen durch das Balkonkraftwerk die Anschaffungskosten übersteigen. Diese Zeitspanne variiert je nach Anschaffungskosten, Energieerzeugung und Strompreisen, liegt aber häufig zwischen 3 und 10 Jahren.
- Lebensdauer: Moderne Solarmodule haben eine Lebensdauer von bis zu 25 Jahren oder mehr. Dies bedeutet, dass nach der Amortisation noch viele Jahre mit geringen Betriebskosten und weiteren Einsparungen zu rechnen sind.
Mit unserem Rechner lassen sich individuelle Szenarien durchspielen:
Balkonkraftwerk: Jährliche Ersparnis und Amortisation |
Stiftung Warentest: Balkonkraftwerk-Test April 2024
Im April 2024 testete Stiftung Warentest Balkonkraftwerke.
- Testsieger mit der einzigen guten Note (2,2) war das "EPP Solar Balkonkraftwerk 830W" für rund 500 Euro.
- Platz 2 mit Note 2,6 belegte das "Absaar Balkonkraftwerk 600W / 800W Premium" für um die 880 Euro.
- Auf Platz 3 mit Note 3,3 fand sich das "Strom Ganz Einfach Balkonkraftwerk Komplettset 810W" zum Preise von gut 600 Euro.
Besonders kritisch wurde im Test ein Hoymiles-Wechselrichter bewertet, der ein relativ hohes "Störpotenzial " aufwies.
Auf Youtube finden sich Videos, die mit einigen Aussagen und Bewertungen in dem Test nicht einverstanden sind. Zum Beispiel:
Stiftung Warentest und ihre Hexenjagd auf Balkonkraftwerke!
Länge: 27 Minuten
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oder:
Video: Hoymiles Skandal Stiftung Warentest findet Wechselrichter mangelhaft!
Länge: 7 Minuten
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5. Fazit
Deutschland hat sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Balkonkraftwerke produzieren dezentral sauberen und billigen Strom und leisten für die Umsetzung dieses Vorhabens aufgrund ihrer großen Anzahl und ihrer einfachen Installation einen großen Beitrag.
Denn bei der Bekämpfung des Klimawandels und im Zuge der nachhaltigen Energiegewinnung ist jedes installierte Kilowatt von Bedeutung.
6. Ergänzung oder Frage von dir?
Gibt es eine Frage zum Beitrag, etwas zu ergänzen oder vielleicht sogar zu korrigieren?
Fehlt etwas im Beitrag? ... Jeder kleine Hinweis/Frage bringt uns weiter und wird in den Text eingearbeitet. Vielen Dank!
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Balkonkraftwerke stellen eine Möglichkeit dar, privat erzeugten Strom zu nutzen und somit einen kleinen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Im Vergleich zu großen Solarkraftwerken handelt es sich hierbei um kleine Anlagen, die auf Balkonen oder Terrassen installiert werden können. Die Idee hinter Balkonkraftwerken ist simpel: Die Sonnenenergie wird mithilfe von Wechselrichtern in elektrischen Strom umgewandelt, über eine Steckdose eingespeist und kann dann direkt im Haushalt genutzt oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Trotz ihrer geringen Größe sind Balkonkraftwerke sehr effektiv und können einen erheblichen Teil des Strombedarfs eines Haushalts decken.
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