Dachboden ausbauen – was beachten? Elementare Punkte & Tipps
Der Ausbau des Dachbodens ist zwar mit viel Arbeit verbunden, lohnt sich aber in jedem Fall. Neben einer Wertsteigerung des Hauses bietet Ihnen der Ausbau des Dachbodens auch noch jede Menge extra Wohnraum.
Bevor es aber an die eigentlichen Arbeiten geht, muss der Ausbau genau geplant werden.
Ein ausgebauter Dachboden hat einen eigenen Wohn-Charme
1. Den Dachboden ausbauen - worauf müssen Sie achten?
An erster Stelle der Arbeiten, die für den Ausbau notwendig sind, steht die Planung. Der erste Schritt ist die Prüfung der Statik, beziehungsweise eine Bestandsanalyse. Ist der bestehende Boden und der Dachstuhl nicht für zusätzliches Material wie Mauerwerk ausgelegt, muss die Statik verstärkt werden. Das kann im schlimmsten Fall sehr teuer und der Ausbau sollte gegebenenfalls noch einmal überdacht werden.
Passt die Tragfähigkeit des Bodens und des Dachstuhls, wird eine Grundrisszeichnung angefertigt, mit der gewünschten Raumaufteilung und in der alle benötigten Wasser- und Stromanschlüssen für jeden einzelnen Raum eingezeichnet sind.
Auch die Lage der neuen Fenster, der Heizkörper, Lichtschalter und Steckdosen müssen auf dem Grundriss gekennzeichnet sein. Ist der Grundriss komplett, wird er beim zuständigen Bauamt vorgelegt. Ein Blick vorab in die Landesbauordnung zeigt, ob eine Baugenehmigung für Ihren gewünschten Ausbau notwendig ist. Die Vorlage des Grundrisses und ein Gespräch klären alle weiteren anstehenden Fragen.
Genehmigung notwendig? In der Regel gilt:
Wird durch den Ausbau des Dachbodens zusätzlicher Wohnraum geschaffen oder wird die Dachfläche zum Beispiel durch den Einbau einer Dachgaube verändert, bedeutet dies eine Nutzungsänderung und ist damit in vielen Bundesländern genehmigungspflichtig und macht, abhängig vom Bundesland, eine Baugenehmigung, ein Freistellungsverfahren oder ein Anzeigeverfahren notwendig.
Wer sich die Erstellung der Grundrisszeichnung nicht zutraut oder dafür nicht über die nötige Zeit verfügt, der kann deutsche Ingenieurbüros bei Gelbe Seiten finden und sich helfen lassen. Das Hinzuziehen einer Fachfirma hat auch den Vorteil, dass diese Erfahrungen in Bezug auf Baugenehmigung, Statik, Brandschutz und sonstige gesetzliche Bestimmungen haben.
2. Arbeitszeit und Material planen
Der nächste Schritt ist eine Auflistung der anfallenden Arbeiten, die während des Ausbaus des Dachbodens anfallen. Überlegen Sie, welche Arbeiten Sie selbst übernehmen können und möchten und welche von einer Firma übernommen werden müssen.
Beim Thema Strom ist es mehr als empfehlenswert, einen Fachmann zurate zu ziehen und ihm die Arbeiten zu überlassen. Um nicht mehr als notwendig zu bezahlen, kann man sich Kostenvorschläge von verschiedenen Firmen einholen und vergleichen.
Man sollte hier auf die Erfahrung, den Service und die Bewertungen der Firma achten, nicht immer ist die günstigste die beste.
Sprechen Sie mit der gewählten Firma die einzelnen Arbeitsschritte ab und vereinbaren Sie die Termine. Vergessen Sie nicht, die anfallenden Kosten aufzulisten, damit Sie eine genaue Kontrolle über die Ausgaben behalten. Addieren Sie zu den geschätzten Ausgaben sicherheitshalber ein Plus von circa 30 % dazu, um unschöne Überraschungen zu vermeiden.
Viele Detailtipps zur Planung finden sich im folgenden 12-Minuten-Video:
Wenn das Dach neu muss, wird es teuer
3. Die Dacheindeckung überprüfen
Bevor es endgültig mit dem Dachbodenausbau losgeht, sollte die Dacheindeckung genau überprüft werden. Ist die alte Dacheindeckung noch brauchbar oder gibt es bereits fehlende, lose oder gar defekte Dachziegel?
Wenn die Dacheindeckung ausgetauscht werden muss, suchen Sie vorher ein Gespräch mit Ihrer zuständigen Kommune, denn es darf nicht jeder ein Dach eindecken, wie er es möchte. Es gibt je nach Region tatsächlich bestimmte Richtlinien, welche Farbe das Dach haben darf oder welche Dacheindeckung erlaubt ist.
4. Vorschriften für den Dachausbau
Wir haben die wichtigsten Vorschriften für den Ausbau des Dachbodens zusammengefasst:
- Dauerhafte Nutzungsänderungen des Geschosses unter dem Dach sowie eine Aufstockung oder der Einbau neuer Dachfenster sind in der Regel genehmigungspflichtig, das ist je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. Auf jeden Fall sollte das Vorhaben mit den örtlichen Behörden durchgesprochen werden. Kleinere Renovierungen oder Instandsetzungen, die nicht den Baucharakter des Hauses verändern, sind natürlich nicht anzeigepflichtig. Vorgehen:
- Bauvoranfrage an die örtliche Baubehörde stellen zur Klärung von eventuellen Bedenken gegen das Vorhaben seitens der Behörde.
- Anfrage zur Baugenehmigung schriftlich stellen.
- Bauaufsichtsbehörde rechtzeitig schriflich über das Bauvorhaben vorab informieren. - Beim Ausbau müssen die allgemeinen örtlichen bauordnungsrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Das Bauordnungsrecht stellt Anforderungen an die Beschaffenheit baulicher Anlagen, um Gefahren – vor allem für Leben oder Gesundheit – zu vermeiden. Dies sind z. B. Forderungen an die Standsicherheit von Gebäuden, an die Beschaffenheit von Baumaterialien oder an den baulichen Brandschutz.
- Die Dämmung hat gemäß den Richtlinien des Gebäudeenergiegesetzes GEG zu erfolgen.
Das Gebäudeenergiegesetzt GEG
Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden
Das GEG trat am 1. November 2020 in Kraft. Das bisherige Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die bisherige Energieeinsparverordnung (EnEV) und das bisherige Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) treten mit dem Inkrafttreten des GEG außer Kraft. Das GEG fasst diese zusammen.
Ziel des GEG ist ein möglichst sparsamer Einsatz von Energie in Gebäuden. Zusätzlich soll die Nutzung erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Wärme, Kälte und Strom für den Betrieb der Gebäude gefördert werden.
Wie das bisherige Energieeinsparrecht für Gebäude enthält das neue GEG Anforderungen an die energetische Qualität von Gebäuden, die Pflicht zur Erstellung die Verwendung von Energieausweisen sowie an den Einsatz erneuerbarer Energien in Immobilien. Die wichtigsten Punkte im Überblick:
GEG-Anforderungen an Neubauten
- Niedrigstenergie-Gebäudestandard
Der Niedrigstenergie-Gebäudestandard wird in § 10 ähnlich wie früher geregelt. Ein neu gebautes Gebäude darf einen Endenergiebedarf von höchstens 45–60 kWh/m² pro Jahr aufweisen. Dieser Wert wird im im Jahr 2023 geprüft und ggf. verändert. - Anrechnung von Strom aus erneuerbaren Energien
Nach § 23 Abs. 1 darf aus erneuerbaren Energien gebäudenah erzeugter Strom beim Jahres-Primärenergiebedarf des Gebäudes abgezogen werden, wenn er unmittelbar nach Erzeugung oder nach vorübergehender Speicherung im Gebäude selbst genutzt wird. Die Höhe des Abzugs bei Wohngebäuden regelt § 23 Abs. 2. Es ergeben sich Unterschiede, je nachdem, ob ein Stromspeicher zum Einsatz kommt oder nicht. Der Abzug beträgt höchstens 30 bzw. 45 %.
GEG-Anforderungen an Bestandsgebäude
Die energetische Qualität bestehender Gebäude darf bei Renovierung oder Sanierung nicht verschlechtert werden (§ 46). Die oberste Geschossdecke muss gedämmt werden (§ 47). Wenn Außenbauteile verändert oder erneuert werden (z. B. Fenster oder der Putz einer Außenwand), müssen dabei die in Anlage 7 genannten jeweiligen Mindeststandards hinsichtlich des Wärmedurchgangskoeffizienten zur Anwendung kommen (§ 48).
Regelungen zu Heizungs- und Kühlungsanlagen
Nach dem GEG sollen ab dem 1. Januar 2026 in Bestandsgebäuden neue Heizungen, die mit Öl oder festem fossilem Brennstoff betrieben werden, nur dann noch zu Einsatz kommen dürfen, wenn der Heizbedarf anteilig auch durch erneuerbare Energien abgedeckt wird (§ 72 Abs. 4). Ausnahme: Wenn Erdgas und Fernwärme nicht zur Verfügung stehen und die Nutzung erneuerbarer Energien nicht möglich ist oder zu einer unbilligen Härte führt.
Energieausweise (§§ 79–88)
§ 85 legt fest, welche Angaben im Energieausweis enthalten sein müssen, hier gibt es keine großen Veränderungen zu früher.
Bei Verkauf oder Vermietung gibt es eine Vorlagepflicht des Energieausweises für Verkäufer, Vermieter und Immobilienmakler (§ 80).
Beim Verkauf eines Ein- oder Zweifamilienhauses muss der Käufer ein informatorisches Beratungsgespräch zum Energieausweis mit einer nach § 88 ausstellungsberechtigten Person führen, soweit dies unentgeltlich angeboten wird.
Gesetzliche Vorschriften für Fenster
Seit dem 1. November 2020 gilt das Gebäudeenergiegesetz (GEG 2020). Für alle Renovierungen und Sanierungen seit dem 1.11.2020 (Sanierungsstart) müssen die Mindestanforderungen des GEG erfüllt werden. Vorher galt die Energieeinsparverordnung 2014 (EnEV 2014). Die Mindestanforderungen an Fenster sind in beiden Gesetzen gleich. Sie lauten:
- Der höchstzulässige U-Wert der Verglasung (Ug-Wert) liegt laut EnEV 2014 bei 1,1 W/(m2K). Ausnahmen gelten z. B., wenn aus technischen Gründen kein dickeres Glas verbaut werden kann.
- Werden Fenster komplett getauscht, so liegt der Uw-Wert wie im Neubau bei 1,3 W/(m2K).
- Für neue Dachfenster darf der U-Wert maximal 1,4 (W/m²K) betragen.
Das komplette Gesetz im Internet: http://www.gesetze-im-internet.de/geg/
- Brandschutz: Hier sind die örtlichen Vorschriften des Brandschutzes (Brandschutzklasse und Feuerwiderstandsklasse) einzuhalten. Dies gilt vor allem für die verwendete Dämmung, in manchen Bundesländern wird bei größeren Umbauten auch eine sogenannte Brandschutzwand verlangt.
- Wenn das äußere Erscheinungsbild des Hauses verändert wird, besteht eine Informationspflicht gegenüber den Nachbaren. Das gilt auch, wenn Anbauten wie ein Balkon nahe ans Nachbargrundstück herausragen.
- Steht das Haus unter Denkmalschutz sind eventuell weitere Einschränkungen einzuhalten, dies muss mit der Denkmalschutzbehörde geklärt werden.
5. Weitere Ideen und Tipps zum Dachbodenausbau
5.1. Wohnzimmer unter dem Dach
Mit großen Fensterflächen kann die Stube unter dem Dach ein Ort zum Entspannen mit Weitblick sein. Man beachte aber, dass es leicht zu Spiegelungen im Fernseher kommen kann, was die Freude an den Sitcoms trüben wird. Darum sollte der Fernseher an lichtgeschützter Stelle platziert oder eine entsprechende Verdunklung eingeplant werden.
5.2. Küche unter dem Dach
Hier gibt es Vorteile und Nachteile. Hängeschränke können aufgrund der Dachschrägen oftmals nicht angebracht werden. Dafür ist die Installation einer Dunstabzugshaube überhaupt kein Problem.
Eine Küche braucht Licht, darum sollten genügend Dachliegefenster für diesen Raum eingeplant werden. Der ideale Arbeitsort hinsichtlich der Kopffreiheit unter den Dachschrägen ist die Kücheninsel – so es der freie Raum ermöglicht. Die Kücheninsel kann zudem den fehlenden Stauraum der Hängeschränke ersetzen:
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Kücheninseln sind in. In vielen Neubauten wird der Zusatzarbeitsplatz in der Küche fest eingeplant. Dies geschieht aus gutem Grund. Eine Kücheninsel lädt zum gemeinsamen Kochen mit der ganzen Familie oder Freunden ein, bietet durch die freie Zugänglichkeit eine kreisförmige Arbeitsfläche für kooperatives Schneiden und Brutzeln. Wir geben Inspirationen für die Auswahl der persönlichen Kücheninsel, listen Hinweise auf, worauf Sie bei Eigenbau oder Kauf achten sollen und haben eine Selbstbauanleitung für Sie ausgesucht.
Beitrag: Küche kaufen – Tipps und Tricks
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Der Kauf einer Küche geschieht nicht allzu oft im Leben, doch wenn es einmal so weit ist, fühlen sich die meisten Menschen durch die komplizierte Vergleichbarkeit der Küchenangebote überfordert. Im Küchenprospekt sieht alles noch so einfach und klar aus. Doch dann – im Möbelhaus – kommt die böse Überraschung, wenn die Prospektküche "leicht" den eigenen Vorstellungen angepasst werden soll.
Wir zeigen, welche Tipps und Tricks du beim Küchenkauf beherzigen solltest, damit du sinnvoll sparen kannst und mit deiner Investition lange Jahre lang zufrieden bist.
5.3. Die richtige Dämmung wählen
Für die Wahl des richtigen Dämmmaterials lassen Sie sich am besten von einem Profi beraten, denn auch hier gibt es bestimmte Richtlinien, die eingehalten werden müssen. Nicht jedes Dammmaterial ist für jedes Haus geeignet. Gerade bei Altbauten muss das Dämmmaterial zur Bausubstanz des Hauses passen. Natürlich muss das Material auch den Brandschutzbestimmungen entsprechen. Mehr dazu in der Rubrik Dämmstoffe.
Beitrag: Die richtige Dämmung vom Dachboden
Schemazeichnung einer Dachdämmung
5.4. Warum Dachboden dämmen – was bringt das? 8 Vorteile, die überzeugen
Spätestens dann, wenn der Dachboden auch als Wohnraum ins Blickfeld rückt, kommt die Wärmedämmung ins Spiel. Was gegen Kälte schützt, ist gleichzeitig auch eine Vorbeugung gegen die Hitze im Sommer. Ohne eine Dämmung kommt es im Dachgeschoss-Ausbau zu unangenehmen Temperaturen in der warmen Jahreszeit.
Darüber hinaus bringt das Dämmen des Dachbodens weitere Vorteile - wir haben insgesamt acht gezählt. ► Von Kosten sparen bis Schimmelschutz ► Kostenrechner ► Gegenargumente für das Dämmen vom Dachboden ► Grundwissen und Anleitungen zum Dachboden-Ausbau
5.5. Die Treppe nach oben
Die Treppe sollte mit einem Fachmann geplant werden. So lässt sich leichter der ideale Kompromiss aus Komfort und Platzverbrauch herausfinden. Wichtige Punkte zur Treppenplanung haben wir hier zusammengefasst:
Beitrag: Treppe bauen – was beachten?
Treppen selber bauen - Ratgeber, Anleitungen, Grenzen
Kann ich eine Treppe selber bauen? Die Frage kann nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantwortet werden. Treppe ist nicht gleich Treppe. Eine ums Eck geschwungene Haupttreppe in den ersten Stock eines Hauses stellt andere Anforderungen an Planung, Ausfertigung und Materialauswahl als eine kleine Wangentreppe im Kinderzimmer. Wir haben Bauanleitungen, Tipps und Videoanleitungen zusammengetragen.
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7. Artikel zum Thema
7.1. Die Dachfenster sind das I-Tüpfelchen beim Ausbau vom Dachboden
Der Dachboden eines Hauses wird als Wohnraum oft verschenkt: Er dient häufig nur als dunkle Abstellkammer. Dabei bietet er in Wirklichkeit die Möglichkeit, preisgünstig und schnell qualitativ hochwertige Aufenthaltsqualität zu schaffen. Das I-Tüpfelchen bilden dann die Dachfenster: Sie steuern den für das menschliche Wohlbefinden so wichtigen Lichteinfall. Dazu gehören auch das Rollo oder die Jalousie, die einen Schutz bei starker Sonneneinstrahlung liefern. Die modernen Varianten davon sind heute so konstruiert, dass sie genau den gewünschten Lichteinfall liefern.
Dachboden zu heiß | 4 Tipps schaffen Abhilfe
Ein modern ausgebauter Dachboden ergänzt ein Haus um ein besonderes Wohngefühl. Der Raum in der Nähe der Wolken eignet sich - lichtdurchflutet - ideal zum Träumen und Relaxen. Damit das Wohlgefühl im Sommer nicht durch übermäßige Hitze getrübt wird, sollten Sie die folgenden Ratschläge beim Dachbodenausbau beherzigen.