Bausparen – was beachten? Grundgedanke, Hintergrundwissen, Tipps und Anbieter
Mit 29 Millionen Bausparverträgen ist dieses Finanzprodukt in Deutschland fest etabliert, aber wie sehen die Details aus? Für eine Entscheidung zum Abschluss eines Bausparvertrags sollte man sich nicht nur mit dem Berater unterhalten, der für den Vertrag eine Provision erhält. Die Situation ist für jeden individuell verschieden, der einen Bausparvertrag in Betracht zieht. Deshalb müssen auch alle Einzelheiten überprüft und abgewogen werden. Wir erläutern, auf welche Punkte beim Vergleich der Bausparverträge zu achten ist.
1. Was ist ein Bausparvertrag?
Ein Bausparvertrag ist ein Vertrag mit einer Bausparkasse und enthält eine Kombination von Ansparen und einem (späteren) Kredit für die Finanzierung von Wohnimmobilien. Zu vereinbaren ist vor allem die Bausparsumme, die sich aus dem Sparanteil und dem Darlehensanteil zusammensetzt. Die Spar- und Kreditzinsen werden für beide Teile bei Vertragsabschluss festgelegt.
Der Grundgedanke beim Bausparen ist der folgende: Viele zukünftige Häuslebauer legen ihr Geld in einem Topf zu niedrigen Zinsen an, aus denen dann jetzige Häuslebauer schon Geld, auch zinsgünstig (aber natürlich etwas höhere Zinsen, die Banken wollen ja auch etwas verdienen) entnehmen kann. So ist das größte Plus des Bausparens schnell geklärt: Der niedrige Kreditzins deines zukünftigen Darlehens ist über die Laufzeit schon heute gesichert.
Darüber hinaus fördert der Staat mit Wohnungsbauprämie, per Riester oder Sparzulage den Bausparvertrag.
Wie hoch sollte man die Bausparsumme ansetzen? Das hängt von vielen Faktoren ab. Zudem darf die Höhe der Sparsumme nicht die Höhe unseres frei verfügbaren Einkommens übersteigen.
Über eine Sparphase mit vereinbarter Dauer wird Geld angespart, bis der vereinbare Sparanteil an der Bausparsumme erreicht ist. Dann kann man den Kredit in Anspruch nehmen, der den Rest der Bausparsumme ausmacht.
Tipp: Es gibt Verträge, die im Nachhinein einen Zinsbonus zahlen, wenn auf die Inanspruchnahme der Kreditsumme verzichtet wird.
2. Was muss man beim Bausparvertrag beachten?
2.1. Verwendung des Kredites
Wenn kein Kredit in Anspruch genommen wird, kann man die angesparte Summe für einen beliebigen Zweck verwenden. Wird der Kredit aber aufgenommen, ist die Verwendung der gesamten Summe nur für Investitionen im Zusammenhang mit Wohnimmobilien zulässig. Das kann der Erwerb eines Hauses oder einer Eigentumswohnung sein. In Frage kommen aber auch Renovierungen und die Einrichtung.
Eine besondere Möglichkeit liegt darin, das Geld für die Tilgung eines Kredits zu verwenden, mit dem eine Wohnimmobilie belastet ist.
2.2. Ausgestaltungsformen des Bausparvertrages
Der Sparanteil an der Bausparsumme beträgt zwischen 30 und 50 Prozent. Nicht alle Bausparkassen bieten alle diese Aufteilungen an. Das ist ein erster Grund, mit mehreren Bausparkassen vor dem Vertragsabschluss zu reden.
Verschiedene Bausparkassen stellen auch unterschiedliche Bedingungen für die Auszahlung der Kreditsumme. Dazu gehören Kriterien für die Reihenfolge, in der Kreditkunden zum Zug kommen. Diese Bedingungen sollte man also vor dem Abschluss des Vertrags genau prüfen. Das Kleingedruckte ist hier wirklich wichtig.
2.3. Auszahlungszeitpunkt
Das Erreichen der anzusparenden Sparsumme ist eine notwendige, aber oft keine hinreichende Bedingung dafür, dass man einen Kredit erhält. Es ist möglich, die Auszahlung der Kreditsumme freiwillig aufzuschieben. Dann erhöht sich die gesamte Bausparsumme allerdings nicht, statt dessen wird der Kredit um die weiter eingezahlten Beiträge reduziert.
Verzichtet man auf den Kredit, ist dieser Schritt endgültig. Man kann dann keinen Kredit mehr beanspruchen.
2.4. Hohe Tilgungen
Bausparkredite müssen meist mit relativ hohen Tilgungen zurück gezahlt werden. Von daher kommen diese meist nur für einen Teilbetrag der Finanzierung in Betracht – ansonsten wäre die Belastung für die meisten Familien einfach zu hoch.
2.5. Fixe Termine erleichtern vieles
Bei der Erstellung eines Bausparplanes sollte man sich den Ansparplan und den Tilgungsplan ausdrucken lassen. Am besten ist es, wenn der Bausparvertrag einigermassen pünktlich zum benötigten Termin zuteilungsreif ist.
2.6. Starte mit niedrigen Summen
Am Anfang ist die Unsicherheit am größten, starte daher lieber mit kleinen Bausparsummen, die du später immer noch aufstocken kannst. Du sparst dann meist auch an Abschlussgebühren.
2.7. Weitere Vorteile des Bausparvertrages
Zu den Vorteilen eines Bausparvertrags gehört die hohe Sicherheit, denn alle Kredite einer Bausparkasse sind mit Immobilien besichert.
Ein Bausparvertrag erlaubt es zum Beispiel, eine Sondertilgung während der Kreditlaufzeit zu tätigen. Bei normalen Krediten für eine Immobilie ist das nur mit Zusatzkosten möglich.
2.8. ... und die Nachteile
Weniger günstig ist die verhältnismäßig lange Wartezeit auf einen Kredit. Auch wenn man während der Sparphase ein attraktives Objekt gefunden hat, kann man die Zuteilung eines Kredits nicht beschleunigen. Man muss dann für einen Erwerb auf einen Bankkredit zurückgreifen, weil dieser im Gegensatz zu einem Bausparkredit sofort verfügbar ist.
Auch bei der Zuteilung der Kredits kann es trotz der erfüllten Bedingungen zu Verzögerungen kommen.
Negativ an einem Bausparvertrag sind auch die hohen Kosten. Zu Beginn fallen Abschlusskosten von 1 bis 1,5 Prozent der gesamten Bausparsumme an. Auch wenn man keinen Kredit nimmt, erhält man diese Kosten nicht zurück. Dazu kommt, dass diese Kosten sofort verrechnet werden und ein Bausparkonto deshalb im Minus beginnt. Diese Gebühr ist ein wesentlicher Grund, warum ein Bausparvertrag als reines Anlageprodukt von fragwürdigem Wert ist.
Unzulässige Gebühren
Einige (bisher) erhobene Gebühren bei Beusparverträgen sind nicht erlaubt. Zum Beispiel die Servicepauschale in der Darlehensphase, seit 2022 auch die Servicepauschale in der Asnparphase. Bist du davon betroffen? Dann spute dich: Du kannst die Gebühren der vergangenen drei Jahre zurückfordern.
2.9. Fazit
Man muss schon mit spitzem Bleistift rechnen, was nun besser ist: konventionelles Ansparen oder Bausparen. Auch die Steuer sollte man nicht vernachlässigen, wenn man auf seine Kapitalerträge Einkommenssteuer zahlen muss.
Kannst du noch einen Vorteil oder Nachteil vom Bausparen ergänzen?
Vielen Dank für jeden Hinweis!
3. Wer kann einen Bausparvertrag abschließen?
Prinzipiell kann jede Privatperson einen Bausparvertrag abschließen. Das können auch Kinder, Jugendliche ab 16 Jahren erhalten sogar staatliche Förderungen unabhängig vom Einkommen der Eltern. Für Erwachsene gelten solche Einschränkungen betreffend das Einkommen.
4. Wofür sollte man einen Bausparvertrag nutzen?
Ein Bausparvertrag macht Sinn für Wohninvestitionen, deren Zeitpunkt man ziemlich genau vorausbestimmen kann. Des Weiteren eignet sich ein Bausparvertrag für Umschichtungen eines Kredits, der schlechtere Konditionen aufweist. Nicht zuletzt ist Bausparen mit geringer Bausparsumme deshalb sinnvoll, weil für solche Beträge die staatlichen Förderungen wirklich ins Gewicht fallen, was bei Summen für die Anschaffung einer Immobilie nicht der Fall ist.
5. Welche Bausparkassen gibt es hierzulande?
Die Bausparkassen in der Übersicht
Bausparkassen im Verband der Privaten Bausparkassen e.V.
- Alte Leipziger Bauspar AG
Alte Leipziger-Platz 1
61440 Oberursel
Telefon 06171/66 01
Telefax 06171/66 42 47
www.alte-leipziger.de - Deutsche Bausparkasse Badenia AG
Badeniaplatz 1
76114 Karlsruhe
Telefon 0721/99 50
Telefax 0721/99 52 799
www.badenia.de - Bausparkasse Mainz AG
Kantstraße 1
55122 Mainz
Telefon 06131/30 30
Telefax 06131/30 34 03
www.bkm.de - Bausparkasse Schwäbisch Hall AG
Crailsheimer Straße 52
74523 Schwäbisch Hall
Telefon 0791/46 0
Telefax 0791/46 26 28
www.schwaebisch-hall.de - BHW Bausparkasse AG
Lubahnstraße 2
31789 Hameln
Telefon 05151/18 67 00
Telefax 05151/18 30 01
www.bhw.de - SIGNAL IDUNA Bauspar AG
Kapstadtring 7
22297 Hamburg
Telefon 040/41 24 71 28
Telefax 040/41 24 66 21
www.si-bausparen.de - BSQ Bauspar AG
Am Plärrer 14
90429 Nürnberg
Telefon 0911/65 66 0
Telefax 0911/65 66 174
www.bsq-bausparkasse.de - start:bausparkasse AG
Lübeckertordamm 1-3
20099 Hamburg
Telefon 040/52 47 09 700
www.start-bsk.de - Debeka Bausparkasse AG
Ferdinand-Sauerbruch-Straße 18
56058 Koblenz
Telefon 0261/94 34 0
Telefax 0261/94 34 698
www.debeka.de - Wüstenrot Bausparkasse AG
Wüstenrotstraße 1
71638 Ludwigsburg
Telefon 07141/16 0
Telefax 07141/16 36 37
www.wuestenrot.de
Kannst du eine Bausparkasse ergänzen?
Der Name reicht, wir werden die Adressdaten ergänzen. Dank!
6. Warum ist der Bausparvertag momentan wieder so attraktiv?
Ein Bausparvertrag ist deshalb derzeit attraktiv, weil die Zinsen bereits gestiegen sind und es kaum vorstellbar ist, dass sie in absehbarer Zeit wieder sinken werden. Ein Bausparvertrag garantiert die Kreditzinsen auf Jahre hinaus und das ist im derzeitigen Zinsumfeld ein beträchtlicher Vorteil.
Man sollte aber auch berücksichtigen, dass dasselbe Argument einen Nachteil begründet. Die Zinsen sind auch für die Ansparphase fixiert. Bei steigenden Zinsen bedeutet das, dass man während des Ansparens mit einem Zinsnachteil rechnen muss.
Wie stehst du zum Bausparen?
7. Wie kündigt man einen Bausparvertrag?
Die Kündigung eines Bausparvertrags ist mit einer Frist von 3 bis 6 Monaten möglich. Wenn die Kündigung in die ersten sieben Jahre der Vertragslaufzeit fällt, verliert man die staatliche Wohnbauprämie. Auch bei späterer Kündigung darf man die Wohnbauprämie nur dann behalten, wenn man das Geld für Wohninvestitionen verwendet.
Eine andere Möglichkeit ist der private Verkauf des Bausparvertrags. Ein Verkauf ist ohne die Zustimmung der Bausparkasse möglich. Wenn man keinen privaten Abnehmer findet, kann man auf das Angebot bestimmter Finanzdienstleister zurückgreifen. Diese sind in der Regel aber nur an Bausparverträgen mit einer nicht zu kleinen Ansparsumme interessiert. Sie nehmen für ihre Vermittlung eine Provision.
8. Wie gibt man den Bausparvertrag in der Steuererklärung an?
Einzahlungen bis 2.100 Euro pro Jahr in einen Riester-Bausparvertrag sind von der Steuer absetzbar. Um diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen, muss man allerdings riesterförderberechtigt sein. Die Beiträge sind dann als Sonderausgaben absetzbar und gehören in der Steuererklärung in die Anlage AV, denn sie werden zur Altersvorsorge gerechnet.
Für die Steuererklärung ist auch die Arbeitnehmersparzulage von Interesse. Sie erfordert eine monatliche Einzahlung auf das Bausparkonto und greift nur bis zu einem versteuerten Jahreseinkommen von 17.900 Euro. Für den Antrag auf diese Zulage braucht man die Anlage VL.
9. Ergänzungen und Fragen von Lesern
Gibt es eine Frage zum Beitrag, etwas zu ergänzen oder vielleicht sogar zu korrigieren?
Fehlt etwas im Beitrag? ... Jeder kleine Hinweis/Frage bringt uns weiter und wird in den Text eingearbeitet. Vielen Dank!
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