Barrierefreie Küche planen: Was gilt es zu beachten?
Barrierefreies Wohnen ist ein wichtiges Thema, das früher oft zu kurz gekommen ist. In Neubauten wird es aber immer häufiger von Beginn an aufgegriffen - in Altbauten wiederum oft in eine Renovierungsplanung integriert. Die barrierefreie Küche ist dabei eine besonders spannende Herausforderung für Planer und ein weitreichendes Thema, bei dem es viel zu beachten gibt. Wir nennen die Punkte, die für die unterschiedlichen Personengruppen zu berücksichten sind.
1. Planung für unterschiedliche Bedürfnisse
Nicht jede Behinderung oder körperliche Einschränkung ist gleich. Eine barrierefreie Planung sollte auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt sein. Rollstuhl-, Blinden-, oder Seniorengerecht – ein Allgemein-Konzept gibt es nicht. Individualität spielt bei der Planung einer Küche also eine entscheidende Rolle.
Eine Anforderung ist jedoch für alle Bedürfnisse wertvoll: Die Küche soll so angeordnet sein, dass ein sinnvoller Arbeitsfluss entsteht. Die Wege sollen kurz und pragmatisch geplant sein. Der Boden wiederum ist idealerweise benutzerfreundlich, antistatisch und rutschfest zugleich.
Für welche Personengruppe planst du die Barrierefreiheit?
2. Planung für Rollstuhlfahrer
1,5 Meter Durchmesser sollen als Wendefläche für Rollstuhlfahrer zur Verfügung stehen, eine Mindesttiefe von 150 cm bei den Möbeln eingehalten werden. Das und vieles mehr verrät eine Norm, welche die Barrierefreiheit von Küchen regelt.
Die Türen müssen mindestens 90 cm breit sein, um einem Rollstuhl die Durchfahrt zu gewährleisten. Denke daran: Die Gefahr eines Brandes ist in einer Küche besonders hoch. Das heißt, in einem Notfall braucht es sichere und schnelle Fluchtwege. Je breiter die Durchfahrt, desto besser.
Anschlüsse und Abflüsse, Steckdosen und Schalter sollten zudem leicht erreichbar sein. Am besten werden diese in Blenden unterhalb der Arbeitsplatte integriert.
2.1. Arbeitsflächen, Spül- und Kochmöglichkeiten
Wenn man an Arbeitsflächen und Kochmöglichkeiten denkt, muss die Höhe und Erreichbarkeit für einen sitzenden Menschen angepasst werden. Ist es einfach mit dem Rollstuhl bequem darunter zu rollen und an der Arbeitsfläche in angenehmer Höhe die Küchenarbeit durchzuführen?
Die Richtwerte liegen hier bei einer Arbeitshöhe von 82 cm und einer Beinfreiheit von 67 cm Höhe. Außerdem haben sich automatisch höhenverstellbare Arbeitsflächen, sowie ausschwingbare Tische und Oberflächen in der Praxis bewährt.
Der Zugriff zum Herd bzw. den einzelnen Kochplatten sollte mit einer idealen Höhe von etwa 80 cm gewährleistet sein. In der Herdplanung am besten mit nebeneinander liegenden Feldern arbeiten. Induktionsherde sind zu empfehlen, da diese nicht unmittelbar heiß werden.
Die Dunstabzugshaube sollte am besten mit einer Fernbedienung zu bedienen sein. Der Backofen ist im besten Falle mit einer Drehtür ausgestattet. Die ideale Höhe liegt hier bei 70-75 cm.
Eine Spüle mit langem Brauseschlauch und Einhebel-Mischbatterie mit Temperaturbegrenzer sollte man ebenfalls sinnvoll in die Planung integrieren.
2.2. Verstauungsmöglichkeiten
Schiebetüren für Schränke empfehlen sich in der Planung, da Schwingtüren eine Barriere darstellen. Schränke, die leicht zu erreichen sind, sind ein Muss. Höhenverstellbare Hängeschränke finden sich ebenfalls in der Norm einer barrierefreien Küche wieder.
Schranklifte, die elektronisch hoch- und heruntergefahren werden können, sind ein weiteres Plus. Es ist außerdem ratsam, einen Essensplatz in der Küche einzufügen. Hier geht man von etwa 60 cm Tischhöhe und 80 cm Tischbreite aus.
Die Möglichkeit, alle Arbeitsbereiche zu unterfahren, ist optimal. Dabei geht allerdings Stauraum verloren, der in kleineren Küchen etwa mit Rollcontainern ergänzt werden kann. Eine Anordnung über das Eck von Herd, Arbeitsplatte und Spüle ist eine weitere sinnvolle Ergänzung.
2.3. Planungspunkte als Checkliste
- 1,5 m Durchmesser als Wendefläche
- Türen 90 cm breit
- 150 cm Mindesttiefe bei Möbeln
- Anschlüsse, Abflüsse, Steckdosen, Schalter leicht erreichbar einplanen
- Arbeitsfläche höhenfreundlich und idealerweise verstellbar umsetzen
- Kochfelder nebeneinander anordnen
- Backofen mit Drehtür
- Schiebetüren anstelle von Schwingtüren
- Unterfahrbare Arbeitsbereiche
3. Planung für Senioren / Nutzung der Küche im Alter
Die barrierefreie Küchenplanung ist auch für Senioren bzw. für die Selbstständigkeit bis ins hohe Alter wichtig. Der einfache Zugriff von Küchengeräten und Utensilien ist für ältere Menschen von besonderer Wichtigkeit. Bücken fällt Senioren oft schwer, ebenso das Anheben von schweren Geschirr und Töpfen.
Deshalb ist es wichtig, dass Geräte auf Hüfthöhe angebracht sind und Schränke das einfache Entnehmen auf Augenhöhe ermöglichen. Den ganzen Arbeitsablauf auf den Füßen zu stehen fällt vielen Senioren schwer. Deshalb sind bequeme Sitzmöglichkeiten, verbunden mit dem einfachen Zugriff zur Arbeitsfläche, ein Muss in der Planung.
Kurze Wege, etwa die Nähe von Herd und Spüle, verringern das lange Tragen von schweren Töpfen. Glatte Oberflächen wiederum erleichtern das Verschieben von Möbeln.
3.1. Sicherheit geht vor
In der Planung für Senioren ist die Sicherheit ein besonders wichtiges Thema. Die Bodenbeläge sollten rutschfest geplant werden, gerade wenn in der Küche Nässe den Boden erreicht, muss sichergestellt werden, dass die Gefahr des Ausrutschens nicht gegeben ist.
Elektronische Geräte können mit Abschaltautomatiken versehen werden. Sinnvoll platzierte Haltegriffe ermöglichen ein reibungsloses Arbeiten und geben Sicherheit. Rauchmelder und Notfallknöpfe sind ebenfalls eine wichtige Ergänzung in der altersgerechten Küche.
4. Planung für Sehbehinderte
Auch die Planung für Menschen mit Sehbehinderung stellt eine interessante Herausforderung für Küchenplaner dar. Hier ist es wichtig, auf konkrete Ordnungssysteme zurückzugreifen, die mit Brailleschrift markiert sind.
Elektrogeräte müssen Bedienelemente aufweisen, die sich ertasten lassen und im Idealfall akustische Signale abgeben. Sprachgesteuerte Bedienung ist ein Gimmick, das noch nicht besonders weit verbreitet, aber für sehbehinderte Menschen definitiv von Vorteil ist. Schränke sollten mit Roll- oder Schiebetüren versehen sein, um die Gefahr, mit dem Kopf gegen geöffnete Türen zu stoßen, zu verhindern.
5. Fazit
Ob und wie die Idee einer barrierefreien Küche umgesetzt werden kann, erfährt man am besten bei einem erfahrenen Küchenplaner. Prinzipiell ist es wichtig zu überprüfen, ob ausreichende Bewegungsflächen und genügend Stauraum vorhanden sind. Wichtig: Wenn ein Mietverhältnis besteht, wird im Falle einer umfassenden Baumaßnahme das OK des Vermieters benötigt.
Es mag nach viel Arbeit in der Planung klingen, eine barrierefreie Küche Realität werden zu lassen. Langfristig ist es aber dennoch eine wichtige und richtige Maßnahme, welche die Selbstständigkeit der Bewohner gewährleisten soll. Eine barrierefreie Küche bietet nicht nur Komfort, sondern auch Sicherheit und ermöglicht dem Nutzer, langfristig aktiv und selbstbestimmt zu leben.
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